Studie: Deutschland ist Hochburg der Kinderpornografie

Die Veröffentlichung von kinderpornografischem Material in Deutschland ist derzeit zehnmal höher als noch im Jahr 2020. Die Internet Watch Foundation fordert Maßnahmen.

Deutschland ist unter den EU-Ländern mit dem meisten kinderpornografischen Material im Netz. (Symbolbild)
Deutschland ist unter den EU-Ländern mit dem meisten kinderpornografischen Material im Netz. (Symbolbild)dpa/Arne Dedert

Deutschland gehört laut einer Studie der Internet Watch Foundation (IWF) zu den Ländern mit dem meisten kinderpornografischen Material in der EU. Die Menge des in Deutschland veröffentlichten Materials über sexuellen Kindesmissbrauch (Child Sexual Abuse Material, CSAM) sei derzeit zehnmal höher als im Jahr 2020, so die IWF. „Damit liegt das Land in diesem Bereich mit an der Spitze der Standorte in der EU.“

838 bestätigte Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch wurden laut der Studie im Jahr 2020 auf deutsche Server zurückgeführt. Im Jahr darauf bestätigten IWF-Analysten 8219 Berichte über URLs und Bilder, die sexuellen Missbrauch zeigten und sich auf Servern in Deutschland befanden.

Im vergangenen Jahr wurden der Studie zufolge 62 Prozent des weltweit bekannten Materials über sexuellen Kindesmissbrauch einem EU-Land zugeordnet. Davon wurden fünf Prozent in Deutschland gehostet (drei Prozent des weltweiten Gesamtvolumens).

Kriminelle sollen keine Zufluchtsorte in Europa finden

Die Zahlen belegen, so die Organisation, „dass in Deutschland das vierthöchste Volumen an bekannt gewordenem Material über sexuellen Kindesmissbrauch von allen EU-Mitgliedstaaten zu finden ist“. Übertroffen wird Deutschland von den Niederlanden, Frankreich und Lettland. Weltweit belegt Deutschland den siebten Platz.

Im Mai kündigte die Europäische Kommission ihre neue Strategie zur Verhinderung und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Internet an. Bisher stelle sich die Bundesregierung aber quer, so der Vorwurf der IWF. Der deutsche Bundesminister für Digitales, Volker Wissing, hatte sich gegen die Pläne ausgesprochen und gegenüber Politico erklärt, dass der Vorschlag „eine Grenze“ überschreite.

Es sei daher an der Zeit, „eine echte, koordinierte Antwort zu formulieren, um dieses schädliche Material zu bekämpfen und sicherzustellen, dass Kriminelle keine Zufluchtsorte in Europa finden“, so die IWF. Denn Deutschland und die Niederlande gehören „zu den schlimmsten Ländern“ in Bezug auf Kinderpornografie, von denen die stärkste Abwehr gegen die EU-Vorschläge zur Bekämpfung komme. „Wir fordern die deutsche Öffentlichkeit auf, Druck auf ihre Politiker auszuüben, die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen zur Bekämpfung des sexuellen Kindesmissbrauchs zu unterstützen“, so Susie Hargreaves, Geschäftsführerin der Stiftung IWF.